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Fellfarben beim Berger

„Ein guter Hund hat keine Farbe“ ist ein häufig gebrauchtes Zitat. Es ist insofern richtig, als bei der Auswahl eines Welpen nicht die Farbe den Ausschlag geben sollte, sondern der jeweilige Charakter des Hundes. Trotzdem hier ein etwas längerer Ausflug zum Thema Fellfarbe:

Die Erforschung der genetischen Grundlagen des Fellfarben beim Hund ist noch nicht sehr alt und befindet sich in stetiger Entwicklung. Noch ist nicht für alle Rassen und für alle Farbvarianten geklärt, wie sich die genetischen Grundlagen darstellen.

Als Züchterin von Berger des Pyrénées interessiere ich mich speziell für die genetischen Grundlagen „meiner“ Rasse. Als ich zu züchten anfing, habe ich die unterschiedlichsten, teils sehr abenteuerlichen, Theorien zum Thema Fellfarbe von anderen gehört. Ich wollte mehr wissen und so habe ich das Thema systematischer verfolgt, viele Veröffentlichungen gelesen und mir schließlich bei einem Experten Rat gesucht. Herr Dr. Volker Wagner von der Firma Biofocus in Recklinghausen hat mich hierbei sehr unterstützt, stand mir mit Rat und Auskunft telefonisch zur Verfügung und hat mir schließlich auch einige Tests zur Verfügung gestellt, um seine Aussagen wissenschaftlich untermauern zu können. An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an Herrn Dr. Wagner für seine Unterstützung.

Nun zu den im Rassestandard des Berger des Pyrénées zugelassenen Fellfarben. Diese sind:

  • fauve (blond) in verschiedenen Schattierungen, auch mit schwarzen Haarspitzen (fauve charbonné), schwarze Maske
  • schwarz, alle Schattierungen von grau

  • gestromt / bringé (frz.), brindle (engl.), d.h. meist dunkel (schwarz) mit blonden Strähnen, manchmal auch mit sehr großem Blondanteil

  • Harlekin (schwarz mit Aufhellung durch das Merle-Gen)


Bei allen Farben sind weiße Abzeichen erlaubt. Im Standard nicht zugelassen ist fauve-harlekin (fauve in Kombination mit dem Merle-Gen). Da blondes Fell durch das Merle-Gen nicht aufgehellt wird, ist das Gen bei diesen Hunden nicht leicht zu erkennen, aus diesem Grund sollten sie nicht zur Zucht verwendet werden. Sinn dieser Regelung ist, eine (versehentliche) Verpaarung von merle mit merle zu verhindern, die zu genetischen Schäden bei den Welpen führen kann. Inzwischen ist die Regelung durch die mögliche Testung des Merle-Gens in seinen verschiedenen Ausprägungen überholt.

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Zum Verständnis der Farbvererbung hier ein kurzer Ausflug in die Grundlagen der Vererbungslehre. Grob vereinfachend kann man sagen, dass die Erbinformation bei jedem Elternteil zweifach vorhanden ist (zwei Chromosomensätze). Bei der Fortpflanzung werden diese Informationen der Eltern neu kombiniert. Dabei erhält jeder Nachkomme je die Hälfte seiner Chromosomen von beiden Eltern und besitzt dann wieder zwei Chromosomensätze. Es gibt dominante und rezessive Merkmale; die dominanten werden i.d.R. mit einem Großbuchstaben bezeichnet. Die rezessiven Merkmale können sich nur dann ausprägen, wenn sie nicht durch ein dominantes Merkmal verdrängt werden.

Welche Fellfarbe ein Hund hat, wird durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren bestimmt. Die genetischen Informationen für die Fellfarbe liegt auf unterschiedlichen Genorten (lateinisch: Lokus – der Ort).

Erforscht sind bisher:

  • der E-Lokus bestimmt im Zusammenspiel mit anderen Faktoren, welches Pigment für die Fellfarbe produziert werden kann. E lässt schwarz oder fauve zu, e ist für gelb bis rot zuständig (kommt bei Berger selten vor), EM ist für die Ausbildung der schwarzen Maske verantwortlich ist (sog. Schwarzmaskenallel)
  • Der A-Lokus, auch als Agouti-Gen bezeichnet, Fellfarben fauve bzw. sable, black-and-tan (oder rezessives schwarz)

  • der K-Lokus, beim Berger verantwortlich für die Farben schwarz und gestromt

  • der D-Lokus, der für Farbverdünnung verantwortlich ist – liegt der Verdünnungsfaktor doppelt vor, können gelegentlich „blaue“ statt schwarze Welpen fallen

das Merle-Gen, das eine Pigmentveränderung verursacht, die zur Aufhellung des Eumelanins, d.h. der schwarzen Fellfarbe führt, auch zu Pigmentaufhellungen im Auge (blaue Stellen in der Iris). Liegt das Merle-Gen reinerbig, d.h. doppelt vor, ist eine genetische Schädigung des Hundes sehr wahrscheinlich. Aus diesem Grund ist die Verpaarung Merle mit Merle im VDH untersagt. Seit einiger Zeit wird sehr viel über Merle geforscht und ganz unterschiedliche Varianten des Merle-Gens gefunden.

Vermutet wird noch ein Genort „G“, der verursacht, dass schwarz geborene Welpen bald nach der Geburt nach und nach ergrauen. Hier ist der Genort noch nicht gefunden, der Züchter kann hier nur wie früher in der Ahnenreihe zurückschauen, ob es graue Ahnen gegeben hat.

Nun konkret:

Fellfarbe fauve

Gesteuert wird die Fellfarbe fauve oder auch fauve-charbonné (blond mit schwarzen Haarspitzen) vom A-Lokus, und zwar dort vom Allel Ay. Da Ay über alle anderen sonstigen Allele auf dem A-Lokus dominant ist, reicht ein Ay aus. Zusätzlich muss auf dem E-Lokus mindestens ein E oder EM vorhanden sein und am K-Lokus darf weder schwarz noch gestromt vorhanden sein. (Der K-Lokus wird dann mit ky bezeichnet.) Hunde mit schwarzer Maske tragen auf dem E-Lokus das EM-Allel. Auch die seltene und eher unerwünschte black-and-tan Färbung wird durch ein Allel des A-Lokus verursacht (at).

Fellfarbe schwarz:

Schwarz wird beim Berger des Pyrénées durch den K-Lokus bestimmt und ist dominant (KB). Es reicht daher ein KB-Allel aus, um das am A-Lokus vorhandene fauve zu unterdrücken. Voraussetzung ist auch hier, dass am E-Lokus mindestens ein E oder EM vorhanden ist.

Fellfarbe grau:

Genetisch betrachtet sind graue Berger des Pyrénées schwarz, sie werden schwarz geboren. Hier fehlt noch der Nachweis, was die Aufhellung des Fells verursacht.

Fellfarbe gestromt:

Auch hier steuert der K-Lokus die Farbe: Kbr ist ebenfalls dominant über fauve, allerdings ist schwarz (KB) dominant über Kbr. Gestromte Tiere, insbesondere langhaarige Berger des Pyrénées, verändern ihre Farbe im Laufe des Lebens. Kurz nach der Geburt ist die Stromung, d.h. mehr oder weniger schwarze Streifen auf fauver Grundfarbe, noch gut zu sehen. Später wirken sie oft einheitlich grau und nur bei genauem Hinsehen ist hier und dort eine blonde Strähne zu sehen. Bei kurzhaarigen Hunden bleibt die Stromung oft auch im Erwachsenen-Alter gut sichtbar.

Zur Zeit scheint es nur ein Labor zu geben, das Kbr zuverlässig nachweisen und von KB bzw. ky sauber abgrenzen kann, das ist die Firma Genomia in Tchechien.

Harlekin:

Als Harlekin wird beim Berger ein Hund mit Merle-Gen bezeichnet. Zur züchterischen Problematik s.o. Zum Glück gibt es seit einigen Jahren zuverlässige und erschwingliche Testverfahren zum Nachweis des Merle-Gens, so dass eine versehentliche Verpaarung zweier Tiere mit Merle-Gen ausgeschlossen werden kann.

Zusammengefasst läßt sich sagen, dass (bis auf die seltene Ausnahme der „gelben“ Hunde) alle Bergers auf dem E-Lokus entweder E oder EM tragen, wobei die schwarze Maske bei schwarzen und gestromten Hunden nicht sichtbar wird. Alle haben auf dem A-Lokus mindestens ein Ay. Ob ein Hund fauve, schwarz oder gestromt ist, wird auf dem K-Lokus entschieden.

 Eine Übersicht, welche Verpaarungen welche Nachkommen bringen kann, wird in der nachfolgenden Tabelle dargestellt.

mögliche Verpaarungenfauve (ky/ky)schwarz (KB/KB)schwarz (KB/Kbr)schwarz (KB/ky)  gestromt (Kbr/Kbr)gestromt (Kbr/ky)
fauve (ky/ky)alle fauvealle schwarz  schwarz oder gestromt  schwarz oder fauvealle gestromtfauve oder gestromt
schwarz (KB/KB)alle schwarz    alle schwarz  alle schwarzalle schwarzalle schwarzalle schwarz
schwarz (KB/Kbr)schwarz oder gestromtalle schwarz  schwarz oder gestromt  schwarz oder gestromtschwarz oder gestromtschwarz oder gestromt
schwarz (KB/ky)schwarz oder fauvealle schwarz  schwarz oder gestromt  schwarz oder fauveschwarz oder gestromtalle Farben möglich
gestromt (Kbr/Kbr)alle gestromtalle schwarz  schwarz oder gestromt  schwarz oder gestromtalle gestromtalle gestromt
gestromt (Kbr/ky)fauve oder gestromtalle schwarz  schwarz oder gestromt  alle Farben möglichalle gestromtfauve oder gestromt

Diese Tabelle zeigt, wie schwierig es sein kann, die voraussichtliche Fellfarbe der Welpen vorherzusehen. Am einfachsten ist das bei der Verpaarung von zwei fauven Elterntieren, da diese immer fauve Nachkommen bringen. Falls bei den Welpen die Farbe fauve-harlekin ausgeschlossen werden soll, sollte bei der Auswahl der Elterntiere darauf geachtet werden, dass ein Elterntier reinerbig schwarz ist. Das kann entweder der Harlekin sein oder der andere Elternteil. 

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